Nicht jeder alte Computer endet im Museum

(Rahel, Rebekka) Es kommen immer schneller, neue und bessere Computer auf den Markt. Doch was passiert mit dem alten PC? Wir haben die erschreckende Wahrheit.


Unser rasanter digitaler Fortschritt richtet anderswo grossen Schaden an. Kaufen wir einen Computer, so bezahlen wir eine vorgezogene Recyclinggebühr. Doch dies kann eine sachgerechte Entsorgung nicht garantieren, viele unserer beseitigten Computer landen an einem ganz anderen Ort als wir denken. Der Export von Elektroschrott ist durch die Basler Konvention verboten, dennoch gelangen Tonnen von elektronischem Müll in Drittweltländer. Dies, weil das Verbot in vielen Ländern nicht ernstgenommen wird und viele nicht mehr funktionierende Computer oder Fernseher als Occasionen in Entwicklungs- und Schwellenländer transportiert werden. Das ist laut Gesetz erlaubt. Der Export von solchen Waren ist viel günstiger als eine umweltgerechte Entsorgung.

In England stattete Greenpeace einen alten, defekten Fernseher mit einem GPS-Sender aus und übergab das Gerät an eine Recycling-Firma. Die Umweltorganisation verfolgte das Gerät auf seinem Weg, der nach Lagos führte. Dort trafen die Umweltaktivisten auf Hinterhöfe voll von unbrauchbaren elektronischen Gegenständen.

An solchen Orten arbeiten zahlreiche arme Leute, vor allem Kinder, um sich ein Überleben zu ermöglichen. Sie verbrennen einzelne Teile der Geräte, um daraus Kupfer und andere Metalle zu gewinnen, welche sie dann verkaufen können. Dass sie bei ihrer Arbeit permanent giftigen Stoffen ausgesetzt sind, ist ihnen wohl bewusst, doch sehen sie keine andere Möglichkeit sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch die Umwelt wird durch diese Entsorgungsart schwer geschädigt, die zum Teil giftigen Restteile bleiben einfach auf der Strasse liegen. Regen oder Feuer setzen die gefährlichen Stoffe frei, welche Luft, Gewässer und Boden verseuchen.

"Eure alten Computer vergiften hier unsere Kinder", sagt Mike Anane. Er ist ghanaischer Öko-Aktivist und kämpft gegen den Export von Elektroschrott in Entwicklungsländer. "Es gibt mehrere Plätze allein in Ghana, auf denen Kinder die alten Rechner auseinanderreißen und die Bildschirme zertrümmern müssen.  Greenpeace-Leute haben vergangenes Jahr Bodenproben in Agbogbloshie genommen. Sie fanden einen hochgefährlichen Giftcocktail, der Krebs auslösen kann, die Leber schädigt, die Nieren, die Gehirne, gerade bei Kindern. Und die Kinder arbeiten dort jeden Tag, sie sind noch sehr jung, manche erst fünf oder sechs Jahre alt. Sie haben keine Schutzmasken, keine Handschuhe und natürlich kein Geld für Medikamente. Sie nehmen die Schwermetalle auf und all die anderen Gifte im Rauch der brennenden Computer. In der Regenzeit wird das ganze Gift in den Atlantik gespült, dort gelangt es in die Fische und dann wieder in die Menschen. Denn die meisten dieser Stoffe verschwinden nicht einfach, sondern reichern sich in Lebewesen an." (Zitate entnommen aus: Spiegel Online, 6.12.09)

 

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